Durch die mit den Bewohnern unabgesprochene oder auch nicht eingehaltene Genehmigung von Aussenbewirtung, der Platzierung von Strassenlaternen oder auch durch die Auswahl der Standorte von Sitzbänken, Mülleimern, Infotafeln oder einfach nur der Aufhängepunkte für die Weihnachtsbeleuchtung: Durch all diese verwaltungsinternen Entscheidungen wird oftmals das Leben der direkt betroffenen Anwohner beeinträchtigt, wenn z.B. eine Strassenlaterne mit mehreren hundert Watt in das Schlafzimmer der Bewohner leuchtet oder in der direkten Nachbarschaft ein Gastwirt bis spät in die Nacht Aussenbewirtung betreibt. Diesen Themen möchten wir uns ebenso annehmen, wie auch dem zweifellos größten Problem: Das historisch aussehende, meist jedoch keine 15 Jahre alte Pflaster der Altstadt stellt eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität der Bewohner dar. Die Erfahrungen mehrerer Bauabschnitte und die Äußerungen der Anwohner wurden geflissentlich übergangen. Stimmen des Gemeinderates haben in der Vergangenheit des öfteren die Aussage getroffen, dass die Altstadt durch das Pflaster erheblich an Attraktivität gewonnen hat. Mit Blick auf das Erscheinungsbild mag diese Aussage korrekt sein, mit Blick auf die Lebensqualität der Anwohner definitiv nicht. – Es gibt sicherlich mehrere dutzend Pflasterarten, die die Bewohnerinteressen besser berücksichtigen würden. Leider fiel die Auswahl aber nicht auf diese Pflasterarten. Die Folgen dieser Festlegung betreffen teilweise die Allgemeinheit, häufig und unmittelbar jedoch die Altstadtbewohner:

  • Älteren Menschen mit Rollatoren, Kinderwagenlenkern oder auch Rollstuhlfahrern wird erheblich die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, da eine Fahrt über das Pflaster sehr beschwerlich, wenn nicht gar in manchen Fällen unmöglich ist. Im Übrigen zeigt dies seitens der Verantwortlichen ein schlecht durchdachtes Konzept, wenn gleichzeitig Wohnstätten (wie z.B. betreutes Wohnen)  für ältere Menschen in der Innenstadt geschaffen werden.
  • Die Geräuschentwicklung beeinträchtigt die Lebensqualität der Anwohner. Studien des Bundesumweltministeriums bestätigen das subjektive Empfinden der Bürger, dass Pflaster schon bei geringen Geschwindigkeiten ein erhebliches „Mehr“ an Lärm bedeutet:
  • Umweltbundesamt mit Hinweisen zu Pflasterbelag: Lärmmindernde Fahrbahnbeläge 28/2009
  • Umweltbundesamt aktueller Überblick über den Stand der Technik: Lärmmindernde Fahrbahnbeläge 20/2014
  • Beim letzten Bauabschnitt der Pflasterverlegung in der Friedrichstraße wurde bei einem Treffen, in dem die Anwohner informiert wurden, eine äußerst interessante Aussage getroffen: „So schlimm ist das Pflaster für Radfahrer nicht, beim Radrennen von Paris-Roubaix fahren die Radfahrer auch über Kopfsteinpflaster.“ Die Einwände der Anwohner wurden nicht nur nicht berücksichtigt, sondern vor Ort ins Lächerliche gezogen.
  • Einige Anwohner klagen seitdem das Pflaster verlegt wurde bei mehreren aufeinander folgenden Regentagen von Pfützenbildung in den historischen Kellern. Das Problem: Nicht derjenige, der die Veränderung der Straße herbeigeführt hat, muss beweisen, dass die Veränderung keine nachteiligen Auswirkungen auf die Anwohner hat, sondern der Betroffene muss beweisen, dass die Verschlechterung der Verhältnisse auf die Veränderung zurückzuführen ist. Wie will man beweisen, dass es seit mehreren Generationen NIE eine Pfützenbildung gegeben hat, diese nun aber auftritt? Die reale Gefahr von Pilzbefall in feuchten Kellern hat somit als Folge des Pflasters wohl erheblich zugenommen.
  • Für kleine Kinder, die sich in der Innenstadt aufhalten stellen die abgesenkten Bordsteine und der gleichzeitig rötlich gehaltene Fahrbahn- und Gehwegbelag eine unnötige Gefährdung dar. Das Problem: Kindern fällt es schwer zu erkennen, wo die Strasse beginnt bzw. wo der Gehweg endet. Hinzu kommt, dass es durch den abgesenkten Bordstein für Autofahrer leicht ist auf den Gehweg auszuweichen, was diese auch häufig tun.
  • Die Reparaturkosten des Pflasters sind gleichzusetzen mit Kosten für die Allgemeinheit. Die Bevölkerung wird durch die häufigen Reparaturen auch in der Nutzung der Straßen eingeschränkt.
  • Die sporadisch durchgeführten Einsandungen des Pflasterbelags haben einen deutlich erhöhten Reinigungsaufwand für die Stadtbewohner zur Folge.
  • Das wöchentliche Reinigen des Pflasters bedeutet für jeden Anwohner einen geschätzt um ca. 30 Prozent höheren Reingungsaufwand. Zigarettenkippen in Pflasterritzen oder das in den Fugen wachsende Gras sind mühsam zu entfernen. Die Anwohner und auch die Geschäfte reagieren auf die Erschwerniss auf ihre Art: Sie unterlassen häufig die Strassenreinigung.
  • Doch es geht auch anders: Der Pflasterbelag beim Rathaus hat teilweise geschlossene Fugen. Positiv ist, dass es zwischenzeitlich nicht nur beim Rathaus, sondern auch in einem Teilbereich der westlichen Ringstraße Pflaster gibt, dessen Fugen vergossen bzw. geschlossen ist.

Ihr Ansprechpartner zum Thema öffentlicher Raum:

Günter Krieg

Vorstandsvorsitzender